Liebe Singende, lieber Singender,
seit etwa drei Wochen bin ich in meiner Bewegungsfähigkeit wegen eines dicken Knies sehr stark eingeschränkt. Sozusagen über Nacht stand ein Teil meines gewohnten Lebens auf dem Kopf. Gerade zu einem Zeitpunkt, wo ich mich körperlich richtig fit gefühlt habe und dank einer wunderbaren Grundkondition längere Strecken genussvoll erwandern oder erlaufen konnte hat das Knie auf die Stopptaste gedrückt. Obwohl ich immer darauf geschaut hatte, den Körper nicht zu überlasten und Pausen einzulegen, wo er es angezeigt hatte, musste ich mich plötzlich mit einer extremen Verminderung meines Bewegungsradius auseinandersetzen. Was will dieses Knie von mir und wann werde ich wieder durch Wald, Feld und Wiese streifen können? Oder muss ich weiterhin Fotos aus den letzten Jahren ausgraben, für meine Newsletter?
Es gibt für mich viel auszuhalten in so einer Situation. Den Frust, dass die erarbeitete Kondition dahinschmilzt, das sehr mühsame Bewältigen von kürzesten Strecken, das außer Atem kommen wegen ein paar Treppenstufen, die Angst, dass mir ein Schüler in seiner wilden Energie ans Knie knallt und die Befürchtung vielleicht länger nicht arbeiten zu können, zuhause zu wenig mitanpacken zu können ...
Kurz gesagt, ich kann gerade nicht mit der vollen Power und geliebten Dynamik, die ich sonst im Leben so schätze, wirken und regenerieren.
Dazu kommt die schwierige Frage in welcher Art ich das Ganze behandeln soll, denn liebe Ratschläge habe ich von vielen mitfühlenden Menschen bekommen, aber hinter welchem kann ich stehen?
Ihr seht, dass diese Art von Einschränkung ziemlich elementare Inhalte meiner Art zu leben betrifft, doch einen großen Glücksquell schränkt das handicapierte Knie zum Glück nicht völlig ein und das ist das Singen! Was für eine Freude, dass ich dieses Feld für mich erschlossen habe. Ich kann damit trotz der jetzigen Situation immer wieder Zeiten finden, die mich bewegen, wo ich mich ausdrücken und Lebensmut generieren kann.
Beim Wahrnehmen von einzelnen Körperteilen anfangen zu klingen und dann langsam, sorgsam und genüsslich ins Bewegen zu kommen tut mir immer gut! Seltsamerweise muss ich mich trotzdem manchmal dazu aufrappeln, weil ich vielleicht lieber noch ein bisschen in den Mitleidsgedanken hängen bleiben wollte! Sobald ich jedoch angefangen habe, nimmt es mich mit und ich kann eine deutlich lebensfroheren Version von mir erfahren.
Ich kann dir nur empfehlen probiere das Klingen in möglichst verschiedenen Stimmungslagen und mit all deinen körperlichen Einschränkungen aus und beobachte neugierig, in welche andere Stimmung dich das eigene, achtsame Singen bringen kann.
Herzliche Grüße Heidi
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